Ausbau Palliative Care und Hospizversorgung

Palliativmedizin und Hospizarbeit stehen für die bestmögliche Versorgung und Begleitung unheilbar kranker und sterbender Menschen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten werden ambulante und stationäre Angebote in Österreich schrittweise auf- und ausgebaut. Im März 2022 wurde das Hospiz- und Palliativfondsgesetz (HosPalFG) von Nationalrat und Bundesrat beschlossen, um den flächendeckenden Auf- und Ausbau einer spezialisierten und qualitativ hochwertigen Hospiz- und Palliativversorgung sicherzustellen.
Der Hospiz- und Palliativfonds trat rückwirkend mit 1. Jänner 2022 in Kraft. Danach wurden zweckgebundene Fördermittel des Bundes an die Länder ausgeschüttet. Der Fonds war mit € 108 Mio. dotiert, wobei für das Jahr 2022 € 21 Mio., für das Jahr 2023 € 36 Mio. und für das Jahr 2024 € 51 Mio. an Bundesmitteln vorgesehen waren. Diese Zuschüsse sind als Drittelfinanzierung zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern gedacht und dem Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung zweckgewidmet. Ab 2025 soll der Betrag jährlich nach einem festgelegten Schlüssel erhöht werden. Die Mittel sind speziell für jene Bereiche vorgesehen, die nicht bereits über die Leistungsorientierte Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) finanziert werden (Palliativstationen), sondern für den Einsatz in mobilen Palliativteams, Palliativkonsiliardiensten, Hospizteams, Tageshospizen sowie stationären Hospizen für Kinder und Erwachsene.

Anfrage der Krebshilfe an die Bundesländer

In einem Schreiben an alle Gesundheitslandesrät:innen der neun österreichischen Bundesländer bat die Österreichische Krebshilfe im April 2024 um Auskunft, wofür die spezifisch für den Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung vorgesehenen € 108 Mio. in den Bundesländern jeweils verwendet wurden. Sechs Bundesländer-Beauftragte reagierten auf das Anliegen, wobei die Angaben zur Mittelverwendung teilweise nur allgemein gehalten waren. Im Folgenden werden die vorliegenden Rückmeldungen zusammengefasst.

➦ Rückmeldung Burgenland

Stationäre Versorgung: 
Aufgrund der steigenden Nachfrage ist ein Ausbau des stationären Hospizes in Oberpullendorf geplant.

Ambulante Versorgung: 
Seit 2022 sind in Eisenstadt und Güssing zwei mobile Palliativteams im Einsatz, zusätzlich arbeiten drei mobile Hospizteams an der Koordination mit dem Ziel, in jedem Bezirk ein Team zu eta­blieren. Gespräche zur Optimierung der Versorgung laufen und die Aus- und Weiterbildung wird aktiv vorangetrieben, wobei die Einrichtungen schrittweise zertifiziert werden.

➦ Rückmeldung Kärnten

Stationäre Versorgung: 
Die Palliativversorgung umfasst in Kärnten Palliativbetten für Erwachsene in den Kliniken Klagenfurt, Villach und Sankt Veit a.d. Glan sowie für Kinder im Klinikum Klagenfurt. Die Kapazitäten liegen über den im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) geforderten. Im Februar 2024 wird eine neue Hospizstation mit zehn Betten in einem Pflegeheim in Treffen bei Villach eröffnet, zusätzliche Hospizbetten sind in Planung.

Ambulante Versorgung: 
Die mobile Palliativversorgung ist an den Standorten Klagenfurt, Villach und Sankt Veit etabliert und erfüllt die gesetzlichen Qualitätskriterien. Derzeit betreuen 29 mobile Hospizteams mit 307 ehrenamtlichen Begleiter:innen Personen im häuslichen Umfeld, unterstützt durch hauptamtliche Koordinator:innen. Für Kinder und Jugendliche werden spezielle mobile Palliativteams von den Abteilungen für Kinder- und Jugendheilkunde organisiert. Zudem werden Mitarbeitende von Pflegeheimen und mobilen Diensten kontinuierlich in Hospiz- und Palliative Care geschult. Die Finanzierung der Palliativstrukturen erfolgt ausschließlich durch den Kärntner Gesundheitsfonds (Dieser wird durch das Land, die Sozialversicherung, Bund und Gemeinden finanziert; Anm.).

➦ Rückmeldung Niederösterreich

Stationäre Versorgung: 
Im Erwachsenenbereich gibt es in Niederösterreich sieben Palliativstationen für Erwachsene – mit einer weiteren Station, die für 2025 geplant ist – sowie drei pädiatrische Palliativbetten. Außerdem gibt es stationäre Hospize mit insgesamt 78 Betten sowie ein Tageshospiz mit vier Betten und einem Kinder-Hospizbett.

Ambulante Versorgung: 
In Niederösterreich arbeiten 23 Palliativteams und 32 Hospizteams. Für die pädiatrische Versorgung stehen vier mobile Palliativteams bereit, ergänzt durch ein Hospizteam an zwei Standorten. Diese Angebote werden von 20 Trägern, darunter Caritas, Rotes Kreuz, Johanniter und die Niederösterreichische Landesgesundheitsagentur, bereitgestellt. Ein Ausbauplan befindet sich derzeit in Bearbeitung.

➦ Rückmeldung Oberösterreich

Der Ausbau der Angebote ist bereits sehr weit fortgeschritten und in den kommenden drei bis vier Jahren wird ein Vollausbau aller Bereiche gemäß den bestehenden Planungsrichtwerten angestrebt. Die Umsetzung wird von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) überwacht, die die Einhaltung der Qualitätskriterien und Planungsrichtwerte evaluiert.

➦ Rückmeldung Tirol

Stationäre Versorgung: 
Stationäre Hospizbetten sind derzeit in Planung. Der Bedarfsrichtwert für Tageshospizplätze in Tirol liegt bei zwölf Plätzen. Im Hospizhaus Hall wurden bereits sechs Plätze etabliert, weitere sechs Plätze sind in Planung.

Ambulante Versorgung
Seit 2019 gibt es flächendeckende mobile Palliativteams (MPT) in jedem Bezirk Tirols. Diese Teams sind fest etabliert und arbeiten teilweise in Verbindung mit Palliativkonsiliardiensten (PKD) in allen Tiroler Akutkrankenhäusern; ein Ausbau ist geplant. Es bestehen zusätzlich 23 ehrenamtliche Hospizgruppen, die von hauptamtlichen Hospizkoordinator:innen bei der Tiroler Hospiz-Gemeinschaft geführt werden. Das Projekt „Hospizkultur und Palliative Care in Pflegeheimen“ läuft seit 2015 und wird fortgesetzt, mit vielen Heimen auf der Warteliste. Im Herbst 2023 startete das Projekt „HPC Mobil“ in der mobilen Pflege, mit Beteiligung aus vier Regionen Tirols. Das Kinder-Palliativteam kidsMOBILtirol arbeitet in ganz Tirol eng mit ehrenamtlichen Teams zusammen.

➦ Rückmeldung Vorarlberg

Stationäre Versorgung: 
Das stationäre „Hospiz am See“ in Bregenz verfügt über zehn Plätze. Der Bedarf für Tageshospize wird derzeit geprüft. Eine eigene Struktur für stationäre Kinderhospize ist momentan nicht geplant, jedoch wird eine temporäre Umwidmung von Betten auf Pädiatrieabteilungen erwogen.

Ambulante Versorgung:
Vorarlberg verfügt über ein mobiles Palliativteam für Erwachsene (unterstützt durch das LKH Hohenems) sowie ein mobiles Kinder-Palliativteam.

Zusammenfassung

Insgesamt erhielt die Krebshilfe auf ihre Anfrage nach der Verwendung der seit 2022 ausgeschütteten € 108 Mio. für den Palliativ- und Hospizausbau eine Rückmeldung aus sechs Bundesländern. Die rückgemeldeten Informationen lassen keinen Rückschluss auf die genaue Verwendung der Mittel zu.
Dennoch waren die Rückmeldungen aufschlussreich, denn sie beschreiben den Stand der Palliativ- und Hospizlandschaft über weite Teile Österreichs, machen auf zahlreiche aktuelle und geplante Initiativen aufmerksam und zeigen deutlich, dass der Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich weiter voranschreitet. Dieser kontinuierliche Ausbau zeigt das klare Bekenntnis Österreichs zu einer umfassenden und qualitativ hochwertigen Versorgung unheilbar kranker Menschen in ihrer letzten Lebensphase.

Was das HosPalFG und die Verwendung der damit einhergehenden Mittel betrifft, so wurde die Gesundheit Österreich GmbH vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz mit Arbeiten zur Umsetzung und Evaluierung beauftragt. Seit 2022 umfasst dies die Erarbeitung von Qualitätskriterien, die Festlegung des Auf- und Ausbaus von spezialisierten Hospiz- und Palliativangeboten, die Definition von Parametern für Tarife, die Konzeption der Planungsunterlage sowie die Entwicklung der Hospiz- und Palliativdatenbank. Der Krebsreport wird 2025 über den aktuellen Stand ­dieser Arbeiten berichten.

Eva Katharina Masel