Comprehensive Cancer Center Innsbruck

In Tirol leben ca. 40.000 Menschen mit einer Krebserkrankung, jährlich treten rund 4.000 Neuerkrankungen auf. Vorsorge (Prävention), Diagnostik, Therapie, Nachsorge und Krebsforschung können nur dann auf höchstem Niveau erfolgen, wenn die verschiedenen Krankenhäuser, aber auch unterschiedliche Fachbereiche und Berufsgruppen engstens abgestimmt zusammenarbeiten.
In Tirol findet diese Zusammenarbeit seit September 2018 unter dem Dach des Comprehensive Cancer Center Innsbruck (CCCI) statt. Das CCCI ist eine am A.ö. (Allgemein öffentlichen) Landeskrankenhaus – Universitätskliniken Innsbruck eingerichtete, zwischen der Tirol Kliniken GmbH und der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI) abgestimmte Einheit, die die fach- und abteilungsübergreifende Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen onkologisch tätigen klinischen Organisationseinheiten und Fachdisziplinen intensiviert. So werden interdisziplinäre Kooperationen aller auf dem Gebiet der Onkologie tätigen Organisationeinheiten sowohl im klinischen Bereich des Landeskrankenhauses Innsbruck – Universitätskliniken als auch im medizinisch-theoretischen Bereich der Medizinischen Universität Innsbruck gefördert. Das CCCI verfolgt das Ziel einer kontinuierlichen Verbesserung von interdisziplinärer Diagnose, Behandlung und Nachsorge von onkologischen PatientInnen, der Steigerung der Leistung insbesondere in der translationalen und klinischen Forschung ­sowie der Verbindung von Grundlagenforschung und klinischer Anwendung.
Ein Herzstück des CCCI ist die enge Partnerschaft mit den anderen hämatologisch-onkologischen Abteilungen in Tirol und Vorarlberg, sodass unabhängig vom Wohnort der PatientInnen in der Westregion der Zugang zu optimaler Medizin sichergestellt wird. Damit verbindet das CCCI kompetente, interdisziplinäre medizinische Versorgung von KrebspatientInnen mit klinischer und grundlagenwissenschaftlicher Forschung sowie Lehre auf höchstem Niveau. Hierbei ist es stets das Ziel, neben einer „State of the Art“-Versorgung auch den frühestmöglichen Zugang zu innovativen Diagnostik- und Therapieverfahren im Rahmen von nationalen und internationalen klinischen Studien sicherzustellen.
Aufgrund der fächerübergreifenden Struktur werden die PatientInnen zudem von klinischen PsychologInnen, DiätologInnen und MitarbeiterInnen der Sozialarbeit unterstützt.

Unter dem Dach des CCCI soll allen Mitgliedern, StudentInnen und PatientInnen eine breite Palette an Aus- und Weiterbildungsangeboten auf jeder Stufe der Ausbildung angeboten werden. Hierzu gehören auch regelmäßige Gastvorträge („Lectures“) international anerkannter ExpertInnen (alternierend klinische und grundlagenfoschungsorientierte Topics), die von den verschiedenen Organisationseinheiten eingeladen werden. Öffentlichkeitsarbeit des CCCI findet aber auch für PatientInnen, Angehörige und interessierte Personen statt, z.B. der erste Westösterreichische KrebspatientInnen-Tag am 10.6.2022, an dem die Möglichkeit bestand, sich in Fachvorträgen und im persönlichen Austausch mit den anwesenden ExpertInnen über aktuelle Entwicklungen in der Onkologie sowie die Arbeit des CCCI zu informieren.

Beispiele für Präzisionsonkologie und Versorgungsforschung am CCCI
Das CCCI integriert neben der oben genannten „State of the Art“-Versorgung und klassischen klinischen Studien (Phase I–IV) auch eine Vielzahl translationaler und grundlagenorientierter Forschungsprojekte. Beispiele hierfür sind Projekte zur Krebs-Immuntherapie/-Immunologie, der Regulation von Zelltod und (epi-)genetischer Steuerung von Krebszellwachstum, die hochauflösende Charakterisierung des Tumor-Mikromilieus (unter engster Kooperation von KrebsmedizinerInnen mit ExpertInnen der Bioinformatik) oder auch die Mikrobiomforschung der Gastroenterologie.
Neben diesen klinisch-translationalen oder grundlagenorientierten Aktivitäten, die allesamt unter dem Schwerpunkt „Krebsforschung“ der MUI verankert sind, wurden aber auch innovative versorgungsmedizinische Aktivitäten initiiert. Ein Beispiel für diese Aktivitäten ist das ePRO-Programm am CCCI: Für das Jahr 2023 wird hierbei die systematische Erfassung des Gesundheitszustands der PatientInnen am CCCI mithilfe von elektronischem „Patient-reported Outcome Monitoring“ geplant. „Patient-reported Outcome (PRO) Monitoring“ bedeutet, dass PatientInnen ihren eigenen Gesundheitszustand systematisch dokumentieren. Die Plattform ermöglicht es Betroffenen, ihre Daten selbstbestimmt und auf einfachem, aber sicherem Wege mit ihren BehandlerInnen zu teilen und so für die Optimierung der Behandlung nutzbar zu machen. Dies ist insbesondere aufgrund der strukturellen Unterversorgung und des Wunsches nach Selbstmanagement auf Patientenseite notwendig. Das standardisierte Symptom-Screening wird durch angeleitete Selbsthilfe und intensivere medizinische, psychologische, diätologische oder physiotherapeutische Interventionen ergänzt. Durch die dezentrale Entwicklung und Verwendung der Plattform (die PRO-Ergebnisse können mit jedem bzw. jeder BehandlerIn geteilt werden) lässt sich das Projekt laufend um Fach-/Kompetenzbereiche erweitern.


ccci.tirol-kliniken.at

 

Dominik Wolf